26.06.23
Hühnerei-Allergie - Halb so wild, oder?
Diagnose:
Hühnerei-Allergie, das kann ja eigentlich nicht so schlimm sein. Dann ersetzt
man morgens das Frühstücksei und greift auf Bananen oder Nussmus als Backersatz
zurück. Dass jedoch Bestandteile des Hühnereis in weit mehr Lebensmitteln und
Medikamenten vorkommen als man denkt, erschwert die Orientierung und Anpassung an
solch eine Diagnose.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine Hühnerei-Allergie von einer
Unverträglichkeit zu unterscheiden ist. Bei einer Allergie handelt es sich um
eine immunologische Reaktion, während eine Unverträglichkeit meist mit
Schwierigkeiten bei der Verdauung oder Verstoffwechselung von bestimmten
Inhaltsstoffen zusammenhängt. Wenn du vermutest, dass du an einer
Hühnerei-Allergie leidest, solltest du einen Arzt aufsuchen, um eine genaue
Diagnose zu erhalten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Es gibt keine aktuellen Zahlen über die genaue Anzahl der Menschen mit einer
Hühnerei-Allergie in Deutschland. In Europa jedoch lässt sich eine Verbreitung
von ungefähr 0,2% der Erwachsenen feststellen. Viel häufiger kommt eine
Hühnerei-Allergie jedoch bei Kindern und Säuglingen vor (laut DGAKI ca. 3% der
Kinder in Deutschland); sie wachsen allerdings meist innerhalb ein paar Jahre
aus der Allergie heraus.
Symptome und Auslöser
Eine Hühnerei-Allergie tritt auf, wenn der Körper allergisch auf Proteine reagiert, die in Hühnereiern enthalten sind. Die wichtigsten Allergene sind Ovomukoid, Ovalbumin, Ovotransferrin, Lysozym und Livetine. Bei einer solchen Allergie erkennt das Immunsystem diese Proteine fälschlicherweise als schädliche Substanzen an und setzt Antikörper frei. Dies führt zu einer Reihe von Symptomen, die von milden bis hin zu lebensbedrohlichen Reaktionen reichen können. Typische Anzeichen einer Hühnerei-Allergie sind Hautreaktionen wie Rötung, Juckreiz oder Nesselsucht. Es können auch Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auftreten. In schweren Fällen kann es zu Atembeschwerden, Schwellungen im Gesicht oder Halsbereich, Atemnot oder sogar zu einem anaphylaktischen Schock kommen, der lebensbedrohlich sein kann. Je nach Ausprägung der Allergie sollte in erster Linie der auslösende Stoff vermieden werden; für Notfallsituationen gilt es in Absprache mit dem behandelnden Arzt Epinephrin o.ä. mit sich zu führen.
Verstecktes Hühnerei
In
vielen Lebensmitteln sind Hühnerei-Proteine enthalten, beispielsweise als Stabilisatoren
oder Bindemittel. Besonders in Fertiggerichten kommen diese gehäuft vor. Aber
auch im Umgang mit Medikamenten spielt die Hühnerei-Allergie eine große Rolle. In
der Herstellung von verschiedenen Arzneimitteln wird ebenfalls auf Ei-Proteine
zurückgegriffen, so auch in vielen Tabletten. Medikamente können verschiedene
inaktive Bestandteile enthalten, die aus Hühnereiern stammen. Dazu gehören Stabilisatoren
(Eiweiß, meist Eiweißhydrolysat), Emulgatoren (z.B. Ei-Phospholipide),
Füllstoffe (Lactose aus Hühnerei, Ovalbumin) oder Beschichtungen aus Gelatine.
Mittlerweile ist in der Lebensmittelindustrie eine Kennzeichnung geregelt, die
auf den Inhalt von Ei oder Spuren davon verweist. Bei Medikamenten jedoch
verhält es sich ähnlich, wie bei anderen tierischen Hilfsstoffen; eine genaue
Kennzeichnung gibt es nicht und die Liste der Inhaltsstoffe im Beipackzettel
ist lang und unübersichtlich.
Zu berücksichtigen ist außerdem, dass viele Impfstoffe in ihrer Herstellung stark
auf Hühnerei (bzw. Hühnerembryos) angewiesen sind. Besonders bei Grippeimpfstoffen,
Impfungen gegen FSME, Gelbfieber, Masern, Mumps, Röteln und Tollwut werden
Hühnereier als Nährmedium für die Vermehrung der Viren verwendet. Menschen mit
einer schweren Hühnerei-Allergie sollten daher vor der Verabreichung solcher
Impfstoffe Rücksprache mit ihrem Arzt halten und gegebenenfalls auf alternative
Impfstoffe ausweichen.